REZENSIONEN

"Klappe zu, Balg tot"

Frank Bradenbrink in radio.pro-haspe.de, 02. März 2014

"Ich habe KLAPPE ZU, BALG TOT von Regina Schleheck gelesen. Ein Buch, das absolut lesenswert ist, auch wenn es überhaupt nicht in die Kategorie "leichte Kost" fällt.
Der Titel des Buches war im ersten Moment für mich etwas verstörend, weil ich nie das Wort "Balg" für ein Kind verwenden würde. Also war aufgrund des Titels bereits meine Neugierde geweckt. Nach dem Lesen des Buches kann ich nur sagen, ich habe noch nie so viele Facetten des Entsetzens beim Lesen gefühlt wie in diesem Buch. Dabei ist die Geschichte, die dem Buch den Titel gab, noch nicht einmal die gewesen, die mir das größte Entsetzen gegeben hat. Die Geschichte "Klappe zu, Balg tot" ist eine sehr traurige. Die Hauptfigur war so unbeschreiblich einsam, dass in dieser Einsamkeit vielleicht das größte Entsetzen lag.
"Mein Frank" lässt einen teilweise schmunzeln, nicht zum Schluss natürlich, aber zwischendurch schon. Entsetzen kann schließlich auch entstehen durch "Nicht-Sehen-Wollen". Diese Mutter hatte das wirklich perfektioniert. Noch ungleicher kann man Kinder wohl kaum behandeln als hier. Der Schreibstil und der verwendete Slang dieser Geschichte waren einfach perfekt. Einfach wunderbar fühlt man sich beim Lesen der "Glückshaube". Glück ist einfach eine Frage des Standpunkts! Und dieses Glückskind hat eine besondere Sicht auf die Dinge des Lebens. Für mich war das dadurch auch eine der schönsten Geschichten des Buches.
Eine der kürzesten und entsetzlichsten Geschichten ist "Gottes schwarze Schafe". Innerlich schreit man auf in dem Moment, wenn man erkennt, dass die Hauptfigur mit ihrer tragischen Geschichte schon so alt geworden ist und in all dieser Zeit niemals Hilfe hatte. Man möchte hingehen und den alten Mann trösten. Das Entsetzen gleicht einer Ohmacht und lässt den Leser noch lange Zeit nachdenklich zurück. Die Geschichte "Weggegangen - Platz vergangen" ist mir nahe gegangen. Zum ersten Mal war ich sicher, dass man tatsächlich auch zum Mörder werden kann, wenn man sich zur Wehr setzen muss, damit man nicht alles verliert. Irmchen ist auch für den Leser ein echtes Hassobjekt oder auch Anita in "Knirschen".
Jede der Figuren in diesen Geschichten ist so beschrieben, dass man ihr Denken und Handeln in den meisten Fällen nachvollziehen kann und Verständnis aufbringt für die Taten, die sie tun. Immer bleibt die Frage, ob man selbst ähnlich reagieren würde, wenn man in der gleichen Situation wäre. Als Antwort bleibt in manchen Fällen ein: Vermutlich ja, aber die Situation fehlt glücklicherweise. Es ist ein Buch, das sich nicht als leichte Kost lesen lässt. Ein Buch, das man nicht in dieser Intensität erwartet, wenn man weiß, wie nett die Autorin ist und wie liebenswert. Aber es ist auch ein Buch, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen würde, weil es sehr lesenswert und interessant ist.
"

Bettina Pottkämper, 30. März 2014, facebook.com


"Bitterböse Geschichten - Ein Buchtitel, der hält, was er verspricht
Ich selber bin ein Fan schwarzen Humors, ja, auch auch des bitterbösen Genres. Aber ich muss zugeben, dass ich mit diesem Buch teilweise meine Probleme hatte. Zum einen lag es wohl daran, dass mich Regina Schleheck mit einem teilweise derben Vokabular überrascht hat. Das habe ich von einer Frau und Lehrerin eher nicht erwartet. Auch habe ich mit einigen Geschichten etwas auf Kriegsfuß gestanden. Ich gebe jetzt bewusst keine Titel an, um LeserInnen nicht zu beeinflussen. Aber Regina Schleheck ist es gelungen, den Leser in unzählige Formen menschlicher Abgründe blicken zu lassen. Die Geschichten zeugen von enormer Phantasie der Autorin und man fragt sich, wie eine Frau auf solche Abgründe kommt. Jede einzelne Story hat Raffinesse, zeigt manchmal Humor, schockt teilweise mit Brutalität, macht durch Tragik sogar betroffen wie bei der Titelgeschichte. Alles in allem ein gelungenes Buch, dessen Titel hält, was er verspricht. Man sollte sich nur nicht durch das freundliche Lächeln auf dem Bild der Autorin täuschen lassen. Ich empfehle das Buch uneingeschränkt weiter, auch wenn es nicht in den Bereich "leichte Kost" fällt."
5 von 5 Sternen

Andreas Pottkämper, 25. Januar 2014, Amazon-Rezension


"Kleine teils wirklich fiese Geschichte erzählt uns die Autorin Regina Schleheck, Geschichten, die sich so in unserer Nachbarschaft abgespielt haben könnten oder gerade abspielen, sie entführt uns in die Abgründe der menschlichen Seele und braucht, um uns deren Schrecken zu offenbaren, oft nicht mehr als 2 oder 3 Seiten, um uns dann in den letzten Sätzen die Botschaft der Geschichte zu überbringen. Es fällt mir ein bisschen schwer in Worte zu fassen, was meiner Meinung nach die Hauptbotschaft der Autorin ist, da ich nichts vom Inhalt verraten möchte, zu schnell wäre zu viel verraten.
Mit einem Satz könnte ich es vielleicht so ausdrücken: Verurteile niemanden, du könntest es selbst gewesen sein."

tigercat666, 28. April 2013, tigercat666-lesenswert.blogspot.de


"Bitterböse Kurzgeschichten" lautet die Unterschrift auf Regina Schlehecks Buch "Klappe zu - Balg tot". Um genau zu sein, sind es 24 Kurzgeschichten, die sich fantasiereich um die Themen Kinder und Beziehungen ranken.
Der Buchtitel lässt schon ahnen, dass der Leser hier nicht unbedingt mit Samthandschuhen angefasst wird. In dem 139 Seiten umfassenden Band erzählt die Autorin von missverstandenen und misshandelten Frauen und Männern, von unschuldigen und schuldigen Kindern, von erotisierenden Schokoladen Weihnachtsmännern, von Glückskindern und seltsamen Taxifahrern und vielen kruden Zeitgenossen mehr.
Was sich in der Aufzählung noch trocken anhört, wird dem Leser ein ums andere Mal vielleicht den Mund offen stehen, das Gesicht vor Ekel verziehen oder die Schamesröte ins Gesicht steigen lassen. Regina Schleheck schreibt klar und direkt und wählt in ihren Geschichten eine nachdrückliche und erklärungsfreie Sprache. Dass dabei Worte wie "ficken", "Eier" oder "ineinandervervögelt" fallen, sei hier nur am Rande erwähnt. Denn manchmal ist es auch nur ein einfaches "Knack", was die Situation im Text unterstreicht oder den Leser kurz innehalten lässt.
Mit ihrem Schreibstil erzeugt Regina Schleheck zweifelsfrei nicht nur Bilder im Kopf des Lesers: "Meine Finger erwärmten sich und mit ihnen die Weihnachtsmänner. Das Stanniol knisterte, die Leiber wölbten sich, blähten sich wollüstig meiner Hand entgegen …",
sondern zieht ihn in einen Sumpf der Gefühle und Vorahnungen. "Warum da keine Haare seien, hatte ich wissen wollen, als er meine Hand in seinen Schritt führte."
Man muss annehmen, dass Regina Schleheck eine besonders aufmerksame Zeitungsleserin oder Nachrichten-Verfolgerin ist. Die Geschichten scheinen zunächst weit ab der Realität, entwickeln schnell eine Eigendynamik, so dass am Ende des Textes ein Rest von "das habe ich doch schon mal so ähnlich gelesen oder gehört" bleibt. Letztendlich schaut sie dem Volk aufs Maul, unter die Bettdecke und in die wirre Gedankenwelt hinein, legt hier und da noch eine kleine Schüppe mehr drauf und hinterlässt mehr als nur ein Stirnrunzeln.
Auf den Punkt gebracht - mir hat das Lesen der Kurzgeschichten ausgesprochen gut gefallen. Sie fallen meines Erachtens aus dem üblichen Rahmen, unterhalten nicht ausschließlich, sondern regen auch zu Nachdenken und zeitweise zum Verständnis an. Hier wird nicht mit ungewöhnlichen Auflösungen kokettiert, sondern das tatsächliche Grauen der Welt vor Augen geführt.
Leseempfehlung? Zweifelsfrei – ja!
Für wen? Für alle, die glauben vorurteilsfrei durch die Welt zu gehen – sie werden hier eines besseren belehrt. Für Leser die eine direkte, teilweise unverfrorene Schreibweise zu schätzen wissen."

Marita Wolff, 24. April 2013, www.wolffsbeute.blogspot.de


"Geschichten mit Gruselfaktor – dafür stehen Regina Schlehecks 24 Geschichten in Klappe zu, Balg tot!
Der praktische Teufel
Der Teufel hat etwas Praktisches: Wir können all das Böse auf ihn werfen, das in unserem Geist und in unserer Seele herumgeistert. Es ist ja der andere, der Böse, der gefallene Engel, der das Böse in unser Leben bringt; und nicht wir. Das hat zudem etwas ungemein Tröstliches: Nicht wir sind böse; wir sind eher vom Bösen verführt.
Arbeit am Menschwerden
Die eigentliche Arbeit, ein reifer Mensch zu werden, besteht darin, unseren eigenen Schatten zu suchen und uns mit ihm auseinander zu setzen. Wir müssen zu dem Bösen stehen, das in jedem von uns steckt.
Regina Schleheck geht diesen Weg. Sie geht ihn mit uns. Sie zeigt uns all die gefallenen Engel, die Ausgestoßenen, die Verpönten und Ausgegrenzten – und sie zeigt, warum sie sind, wie sie sind. Und dass sie Menschen sind wie wir; mit ihren Träumen, ihren Hoffnungen und ihren Wunden. Und sie schafft es, dass wir uns auf sie einlassen, sie am Ende nicht nur bemitleiden, sondern auch verstehen.
Wir sind keinen Deut besser als Schlehecks Figuren
Und dann ist es nur ein ganz kleiner Schritt, bis wir erkennen: Wir mögen uns noch so erhaben fühlen, wir sind keinen Deut besser als die Außenseiter, die Perversen, die Kindsmörder.
Das ist nicht nur hohe Kunst, das ist auch eine verdammt wichtige. Vor allem in Zeiten, in denen die Gutbürger auf Facebook zum Lynchmord gegen mutmaßliche Perverse aufrufen.
Regina Schlehecks Geschichten sind darüber hinaus auch noch literarisch ausgereift und bieten Kurzgeschichten, wie sie sein sollten: sie beleuchten blitzlichtartig und oft unvermittelt eine Situation im Leben der Randfiguren, um sie und uns wieder alleine zu lassen. Manchmal ratlos, immer verstört; aber, was uns verstört, ist der Wind, der unsere Selbstzufriedenheit wegbläst.
Klasse!"

Klaus Krüger, 23. Januar 2013, bruderlustig.blogspot.de

"In Metropole Ruhr (1) gilt der Name Schleheck als Marken­zeichen für Hintergründiges. Von klein auf muss diese Autorin Begebenheiten aus dem Alltag extrahiert und zur späteren Veredelung archiviert haben. Klappe zu – Balg tot vereinigt erstmals eine Aus­wahl ihrer Werke. (2)
Häufig (3) werden die Storys von Heldinnen erzählt, in der bei Schleheck sehr angenehmen Ich-Perspektive (4). Ebenso ge­konnt versetzt uns die Autorin in Männer und kleine Mädchen, beschreibt tagebuchartig die Bekenntnisse eines Jungen oder berichtet (5). Eine Gemeinsamkeit aller Geschichten: Sie öffnen Zeitfenster in die Vergangenheit. Ob live oder im Rückblick, sie scheinen in einer Welt ohne moderne Kommunikation zu spielen. Passend auch die Namen der Protagonisten, Schleheck verzichtet hier auf zeitgenössische Verirrungen.
Vielleicht durch nachträgliche Anpassung muten manche Details etwas merkwürdig an. Die arbeitslose Schoko-Erotikerin zieht mit dem Fahrrad los, um wie weiland nach ausgehängten Stellen­angeboten zu suchen. Mühsam – ihr Schokorauschzubehör ordert sie denn auch bequem via Internet. Für das Meeting stopft die Karrierefrau eine Aktentasche mit Entwürfen voll, statt sich ein schickes Notebook unter den Arm zu klemmen oder die Daten aus der Cloud abzurufen. Der Chef kritzelt  ihr seine Mobilnummer auf einen Geldschein, sie selbst besitzt offenbar keins. Auch Wilma schleppt nicht etwa ein mobiles, sondern ein Festnetztelefon an. Geradezu kommunikationsgehemmt: Frauen, die ihren Töchtern kommentarlos Binden in die Hand drücken.
Ein Leser kann das als Mangel empfinden – oder aber als Stilmittel: Technischen Firlefanz haben diese Storys nicht nötig (6). Hettensche Meinung: Aus dem Fundus Schleheckscher Geschichten wurde für den ersten Band bewusst diese in sich stimmige Auswahl zusammengestellt (7). Hettenscher Wink mit dem Zaunpfahl schwarz­lackierten Flurfußleistenstück: Ich freue mich schon auf Band zwei.
Zur Besonderheit der Zeitepoche ergänzt sich gut der Blickwinkel. Aufreizend, wenn Schleheck aus der Sicht einer Ehegattin erzählt, die mit einem Seitensprung so gar nicht klarkommt (8). Ähnlich die Nörglerin. Befremdlich das Mädchen, das sich selbst­zerstörerisch an Freundin und Mutter rächt (9).
In der vorliegenden Sammlung ergänzen sich Zeitalter, Sichtweise und bizarres Verhalten zur eindringlichen Schleheckschen Erzähl­atmosphäre. Eine Ebene höher schwingt nicht selten eine Metaversion: Der Schokoladenweihnachtsmann fungiert in paralleler Deutung als Erektion. Krause Gedanken implizieren Schamhaar – im Kontext der Story ein abstoßendes Bild, die Rasur ein Betrug. Der Rächer enttarnt sich als mitschuldig, will er den Toten rächen oder den Verlust seines Vergnügens? Selbst an der herzerfrischenden Schoko-Erotikerin verstört die Heftigkeit ihrer Leidenschaft.
Vorsicht: Keine Lektüre für harmonieliebende Gemüter, einige dieser Storys klingen nach. Umso frappierender der Kontrast zur sympathischen Erscheinung der Oberstudienrätin Schleheck. Herrlich überzeugend ihre harmlose Stimme beim Vortrag von Mein Frank, der Geschichte einer blindwütig naiven Mutter, enthalten in Klappe zu – Balg tot.  Einprägsamer Titel, sein Humor passt und punktet. Mit diesen rund 140 Seiten präsentiert der Hagener Cenarius-Verlag einen Einblick in Schlehecks Kunst (10). Privat weiß die Autorin vier Söhne und eine Tochter zu bändigen (11).
(...) In der Titelgeschichte kommt eine Schuldige zu Wort, die "Kreatur" wird nicht verurteilt für ihre Tat. Den ersten Hinweis auf die übergeordnete Lesart gibt Schleheck hier mit dem Datum, dem Vierundzwanzigsten – ebensoviele bitterböse Kurzgeschichten enthält das Buch. Bewertungstechnisch grenzt das schon an Statistik, anbei die Hettensche Meinung in Zahlen (12):

Nur zwei von vierundzwanzig, ein überwältigendes Ergebnis. Noch besser als die geniale Anthologie "Mordsmütter" (13). Fazit: Lesen und erschauern – wenn Sie sich trauen. Barny Schött hat sich nicht getraut ... (14)

*** Anhang ***
Meine Highlights unter so vielen, quasi die highesten Lights:
  • Wenn der Postbote zweimal klingelt (Schoko-Erotik)
  • Mein Frank (Ein Wonneproppen)
  • Sonne auf der Hoteltapete (Traurig-schön, doch dann …)
  • Hallo Taxi! (Wilmaaa!)
  • Überlebenstechnik (Aus dem Tagebuch eines jugendlichen Unsympathen)
  • Schweinigeleien (Gna!)
  1. Imho ein treffendes Synonym für das Ruhrgebiet, mal subjektiv vom Westrand der Republik her betrachtet.
  2. Nebst Literatur produziert Schleheck in den Bereichen Drehbuch, Hörspiel und Theater, ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet.
  3. Statistisch exakt: Zu zwei Dritteln.
  4. Mitunter so überzeugend, dass ich die Figur als Gegenüber wahrnehme und auch schon mal beschimpfe.
  5. Raffiniertes Kreiskonstrukt.
  6. Manches darin ermöglicht erst seine Nichtexistenz. Eine Verwandte hat mir einst erzählt, wie sie auf die erste Monatsblutung vorbereitet worden ist: Ganz ähnlich, nur dass sie eine Generation vor Schleheck geboren war und sich ihre Einlagen selbst häkeln musste. Bis heute denke ich mit leisem Grauen daran, wie alleingelassen sie sich gefühlt haben muss.
  7. Laut Danksagung von Ernst Wurdack. "Oh wie schön ist Paslama" zum Beispiel passt leider nicht dazu. Dem urkomisch beschriebene Reiseversuch fehlt das fiese Element. Dafür ist er eines der – sorry, imho nur sieben – Highlights in "Noch mehr Schoten - Neue Geschichten aus'm Pott".
  8. Mich jedenfalls macht sie aggressiv, diese Tusnelda von Ehefrau. Was muss sie den armen Kerl denn gleich … Andere werden Genugtuung empfinden.
  9. Meine Deutung der Geschichte. Frage mich noch immer, ob die etwa mit dem Penner …?
  10. Oder Abgründe? Bin mir da nicht ganz sicher.
  11. Selbige mögen mein Verb belächeln.
  12. Die ausführliche, dafür etwas unübersichtliche und ungeheuer todernst gemeinte Auflistung meiner Spontankommentare finden Sie im Anhang als Grafik.
  13. Mit Storys von neunundzwanzig Autor/inn/en, wie zum Beispiel Jutta Maria Herrmann (2), Myk Jung, Kerstin Lange, Harry Michael Liedtke, Ingrid Noll (2), Thomas Nommensen und Regina Schleheck (2, Mitherausgeberin).
  14. Die Lektüre von Weichei wird Ihnen diese Bemerkung erhellen. Typisch Schleheck mal wieder, dass der Penner ein rohes Ei verzehrt …"

Inga Hetten, 28. Oktober 2012, Altgruftipunk

"Das Buch ist eine Sammlung bitterböser Kurzgeschichten, die vielleicht auf einen sensiblen Menschen erschütternd wirken können. Doch mit dem Gedanken … so spielt das Leben … kann man dieses Buch mit Genuss verschlingen. Die Autorin schildert Alltagssituationen mit Pepp und unverblümten Worten, die mich oft auf zum Schmunzeln oder auch zum Kopfschütteln brachten. Je nach Geschichte und Situation habe ich mit den Hauptprotagonisten mitgefiebert oder mich einfach nur tierisch über ihre Naivität aufgeregt. Ohne genau auf die einzelnen Kurzgeschichten einzugehen, denn die müsst ihr einfach selbst lesen, kann ich dieses Buch nur weiterempfehlen. Der legere Schreibstil und die versteckten Ironien sind ein gelungener Mix für ein paar tolle Lesestunden. Abwechslungsreich und unterhaltsam."

Annette Eickert, 14. November 2012, paperblog.com

"Vor bald neun Monaten hörte ich im Rahmen der Kölner Krimitage den Text "Verlassen Sie sofort meine Badewanne" von Regina Schleheck. Anfang des Sommers bekam ich ein Exemplar ihres Buches "Klappe zu - Balg tot" zugeschickt. Ein kleiner, aber feiner Band mit bitterbösen Kurzgeschichten.
Bereits der titelgebende Text hinterließ einen nachhaltigen Eindruck, auch wenn er meiner Meinung nach nicht zu den stärksten im Buch gehört. Die engere Auswahl des besten Textes fällt auf Grund der Highlights allerdings nicht leicht. "Mauer-Schau" und "Sophokles ist tot" gehören auf jeden Fall zu den Geschichten, die mir besonders gut gefallen haben. Als Autor weiß man manchmal selber nicht, welcher der eigenen Texte in einem Band wirklich der ist, den man für den besten hält. Seine "Kinder" hat man eigentlich alle gleich lieb. Mit Sicherheit ist "Lamm Gottes" eine der Geschichten, die am meisten verstören.
Jede der Figuren von Regina Schleheck ist auf ihre Art unverwechselbar. Von der einfältigen Mutter in "Mein Frank" bis hin zur verlassenen Ehefrau in "Ich kann ja auch gehen". Schleheck verleiht allen eine Stimme. Dabei muss man die einzelnen Charaktere nicht unbedingt sympathisch finden – bei dem, was sie tun beziehungsweise getan haben, fällt es auch mitunter schwer. Es reicht, wenn man zumindest teilweise ihre Motive nachvollziehen kann. Letztendlich geht es genau darum. Mörder wieder als Menschen zu zeigen und nicht als Monster. Sicher sind ihre Taten von mitunter ungemeiner Grausamkeit. Sie bleiben dennoch Menschen. Darin erinnert auch der Hinweis am Anfang des Buches. Jeder von uns könnte so eine "Kreatur" werden, denn das Potential dazu tragen wir alle in uns. Es bricht nur mangels Anlass und Gelegenheit nicht hervor.
Die meisten Geschichten von Schleheck sind keine Kurzkrimis, sondern gehören zur Untergattung der so genannten Verbrechensliteratur, zumindest soweit es in den Texten um Tötungsdelikte geht. Die anderen Erzählungen sind, wie schon der Untertitel des Buches besagt, bitterböse. Der Schreibstil der Autorin ist unaufdringlich. Hier werden mit wenigen Worten ganze Leben ausgebreitet. Die Demütigungen, die einige Figuren zu ertragen haben, wirken dadurch besonders intensiv.
In gewisser Weise ist "Klappe zu - Balg tot" ein Buch, welches sich doppelt lohnt. Während man andere Sammlungen maximal einmal liest, reizt das Buch von Regina Schleheck dazu, sich die Texte noch mal vorzunehmen – oft ist das jeweilige Ende so angelegt, dass man dann erst das gesamte Bild erkennt."

Thomas Boley, 02. September 2012 , www.wildbits.de

"Mit "Klappe zu - Balg tot" legt die in Wuppertal geborene Autorin Regina Schleheck eine Kurzgeschichtensammlung vor, die nunmehr im Cenarius-Verlag eine neue Heimat gefunden hat. Insgesamt 24 Geschichten hat die Autorin verfasst, die auf dem Cover mit dem Attribut "bitterböse" versehen werden. Und tatsächlich gelingt es Regina Schleheck viele Aspekte der menschlichen Psyche in ihren Geschichten darzustellen. Dabei verwischen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Die Menschen werden so dargestellt, wie sie sind - ungeschminkt und mit allen Stärken und Schwächen. Sehr gut schafft die Autorin es, in die Haut ihrer Figuren zu schlüpfen. Egal ob besorgte Mutter ("Mein Frank"), rachedurstiger Krankenpfleger ("Mauer-Schau") oder verlassene Ehefrau ("Ich kann ja auch gehen") - Regina Schleheck findet für jede Figur den richtigen Ton.
Dabei nutzt sie die Stärken der Kurzgeschichte aus. Handlungen werden angerissen und sprachlich so verdichtet, dass die kurzen Episoden nachhaltig wirken. Man kann schmunzeln, ist schockiert oder nachdenklich. Es sind die alltäglichen Situationen, die die Autorin erfasst und die die Geschichten für den Leser greifbar, vorstellbar und nachvollziehbar machen.
Auch sprachlich bietet Regina Schleheck ein breites Spektrum an: Mal obszön ("Martins Lingam"), mal berichtend ("Sophokles ist tot"), mal kindlich-naiv ("Überlebenstechnik"). Immer wieder gelingt es ihr, jeder Geschichte eine eigene Nuance zu geben.

Fazit: "Klappe zu - Balg tot" ist eine ausgezeichnete Sammlung von Kurzgeschichten, die sehr gut zeigt, welche Kraft und welche Intensität in dieser heute leider vernachlässigten Form der Literatur steckt. Regina Schleheck spielt in ihren Geschichten mit den Abgründen der menschlichen Psyche, ohne diese plakativ auszunutzen. Eine interessante und lesenswerte Sammlung, die nicht nur für Krimifans interessant sein dürfte."
Neun von zehn Sternen.

Michael Krause, 11. August 2012, www.buchtips.net

"Hui, das hier ist nichts für zartbesaitete Gemüter…. Nicht dass es hier furchtbar blutig oder extrem eklig zuginge … nein, das kann ich so nicht sagen, aber die zahlreichen Kurzgeschichten sind schon bitterböse. Ich denke aber, dass sie gar nicht so sehr weit von der Realität entfernt angeordnet sind. Vielleicht ist es auch gerade das, was mich hier des öfteren sehr berührt hat. Bissig greift Regina Schleheck verschiedene Alltagstragödien in ihren wunderbaren Kurzgeschichten auf. Oft kann man sich des Schmunzelns nicht erwehren. Dieses Buch ist einfach richtig gut, um einen Tag zu beenden der es in sich hatte. Jeder von uns kennt das Gefühl von wahrhaften "Schei..tagen". Hier können wir dann abends mal auf die schnelle mit der einen oder anderen Kurzgeschichte wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Wir werden bestimmt keine tröstenden Geschichten vorfinden, aber definitiv aus unserem Alltagstrott herausgerissen, und da es Kurzgeschichten sind, schafft man sich in wenigen Minuten eine kleine "Auszeit".
Mir hat es wirklich Spaß gemacht mit diesem Buch dem Alltag zu entfliehen ;-)"

Bücherlöwe, 01. August 2012, www.leseleidenschaft.de


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